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Wilhelm Hauff

Hauffs Märchen

Hauffs Märchen fallen in die spätromantische Literaturphase nach den scharfen Zensurbestimmungen der Karlsbader Beschlüsse im Jahre 1819. Der erste Band um die Rahmenerzählung Die Karawane ist gekennzeichnet von hohem Einfühlungsvermögen in orientalische Lebensweise; er enthält bekannte Märchen wir Kalif Storch und Der kleine Muck. Der zweite Band um den Scheich von Alessandria und seine Sklaven verlässt den rein orientalischen Handlungsraum; Zwerg Nase und einige z. B. von Wilhelm Grimm übernommene Märchen stehen in der europäischen Märchentradition. Sein dritter Band, Das Wirtshaus im Spessart, behandelt eher Sagenstoffe als Märchen; die Schwarzwaldsage Das kalte Herz ist die bekannteste dieser Sagen.

Jud Süß

1827 erschien die Novelle Jud Süß von Wilhelm Hauff, die sich aber weitgehend auf Hörensagen und Interpretation stützen musste, da die Prozessakten erst ab 1919 zugänglich waren. Obwohl Hauff klar zwischen Juden und Nichtjuden trennte, prangerte er die Ungerechtigkeit des Urteils an. Weltbekannt wurde der Roman Jud Süß über Joseph Süß Oppenheimers Leben, den Lion Feuchtwanger 1925 schrieb. Darauf aufbauend wurde 1934 der englische Film Jew Suess veröffentlicht, mit dem vor dem deutschen Antisemitismus gewarnt werden sollte.
Bekannt wurde der Stoff (und entfaltete leider eine noch heute andauernde mediale Wirkung - man glaubt die Geschichte zu kennen, nur darüber wissen will man nichts) aber vor allem durch den antisemitischen Propagandafilm Jud Süß, den Veit Harlan 1940 drehte.
Joseph Ben Issachar Süßkind Oppenheimer (kurz Joseph Süß Oppenheimer) (* 1698 oder 1699 in Heidelberg; † 4. Februar 1738 bei Stuttgart) sanierte erst die Staatskasse des bankrotten Herzogs Karl Alexander von Württemberg und wurde nach dessen Tod aus niederen Beweggründen hingerichtet. Noch während der Verhandlung wurde er als Jud Süß diffamiert; die Nationalsozialisten nutzen die Geschichte von Süß Oppenheimer 1940 propagandistisch in dem Film Jud Süß.

Das kalte Herz

Inhaltsangabe: Der Kohlenmunk-Peter erbt im Schwarzwald die Köhlerei seines Vaters, ist aber mit der schmutzigen, anstrengenden und wenig respektierten Arbeit unzufrieden. Er träumt davon viel Geld zu haben und angesehen zu sein. Als er erfährt, dass es im Schwarzwald ein Glasmännchen geben soll, das einem drei Wünsche gewährt, wenn man es mit einem bestimmten Vers ruft, macht er sich auf die Suche nach ihm. Dabei begegnet er im Wald dem gefährlichen, riesigen Holländer-Michel, der dort in Sturmnächten als böser Zauberer sein Unwesen treibt. Peter kann ihm jedoch gerade noch entkommen. Schließlich findet er zum Tannenbühl und ruft dort das Glasmännchen mit dem Vers:
"Schatzhauser im grünen Tannenwald,
Bist schon viel hundert Jahre alt,
Dein ist all Land wo Tannen stehn,
Läßt Dich nur Sonntagskindern sehn."
Peter wünscht sich zuerst besser zu tanzen als der Tanzbodenkönig und im Wirtshaus immer soviel Geld in den Taschen zu haben wie der reiche Ezechiel. Peters dumme Wünsche machen das Glasmännchen wütend, und es droht ihm den dritten Wunsch zu verweigern, wenn er nicht klug ist. Peter wünscht sich als zweites eine Glashütte, schlägt aber den Vorschlag des Glasmännchens aus, sich als dritten Wunsch den Verstand dazu zu wünschen, eine Glashütte richtig zu führen. Peter will lieber ein Pferd mit Wagen haben. Das Glasmännchen gerät so in Rage, dass es ihm den dritten Wunsch nicht erfüllt.
Die zwei Wünsche werden Peter erfüllt, und so ist ihm das Glück hold. Er hat die schönste Glashütte im Schwarzwald, tanzt besser als alle anderen und seine Taschen sind beim Spielen im Wirtshaus stets mit soviel Geld gefüllt wie die vom Ezechiel. Er verschenkt sein Geld an Arme und wird schnell zum angesehensten Mann. Seine Glashütte interessiert ihn bald nicht mehr und so verfällt sie, und er wird wieder bettelarm. Nur wenn er im Wirtshaus den reichen Ezechiel trifft, hat er stets genau soviel Geld in der Tasche wie dieser.
Peter gewinnt im Spiel ständig und zieht Ezechiel alles Geld aus den Taschen, bis dieser keines mehr hat - und Peter auch nicht. Daraufhin wird er davongejagt. Vor lauter Unglück geht Peter in den Wald zum Holländer-Michel und tauscht bei diesem sein Herz gegen einen kalten Stein und unendlich viel Geld ein. Am nächsten Tag ist Peter steinreich und beginnt eine Weltreise. Bald muss er feststellen, dass er sich an nichts mehr erfreuen kann, dass er nicht mehr lachen und weinen kann, keine Liebe empfindet und nichts mehr schön ist. Peter reist mit viel Geld durch die Lande; doch er langweilt sich und kann sich an nichts mehr erfreuen. Er kehrt in den Schwarzwald zurück und geht zum Holländer-Michel, um sein Herz zurückzufordern. Michel verweigert den Wunsch mit dem Hinweis, dass er sein Herz nach dem Tod wieder erhält. Dafür gibt er Peter noch mehr Geld und rät ihm zu heiraten. Peter baut ein riesiges Haus im Schwarzwald und arbeitet fortan als Händler und Geldverleiher zu Wucherzinsen. Können die Armen ihm nicht alles zurückerstatten, wird er sehr böse und verjagt sie. Seiner kranken Mutter gibt er widerwillig sonntags ein kleines Geldstück. In seinem schönen Haus darf sie nicht wohnen. Nun geht er auf Brautschau und hält um die Hand der wunderschönen Köhlerstochter Lisbeth an. Sie heiraten, doch Lisbeth fühlt sich bald unglücklich, weil sie den Armen nicht helfen darf, trotz ihres immensen Vermögens. Peter ist nur schlecht gelaunt und geizig aber verbietet Lisbeth alles, weshalb sie für noch geiziger gehalten wird. Lisbeth leidet und wünscht sich, Peter nie geheiratet zu haben.
Als ein alter, kleiner Mann vorbeikommt und um einen Schluck Wasser bittet, bietet ihm Lisbeth Brot und Wasser aus Peters Kelch an. Der Mann bedankt sich und meint, dass so ein gutes Herz belohnt werden wird. In dem Moment kommt Peter zurück. Außer sich vor Wut schlägt er mit der Peitsche auf Lisbeth ein, die sofort tot ist. Als Peter seine tote Frau sieht, bereut er das sofort, doch der alte Mann verwandelt sich in das Glasmännchen und erwidert, dass Peter die schönste Blume des Schwarzwaldes zertreten hat. Peter gibt dem Glasmann die Schuld, der sich darauf in ein Ungeheuer verwandelt, weil ihn Peter beleidigt hat. Nur um Peters toter Frau willen, die ihm half, gibt er Peter acht Tage Zeit, sein Leben zu überdenken. Peter schläft schlecht und hört Stimmen, die ihm sagen, er solle sich ein "wärmeres Herz verschaffen". Die Leute belügt er, indem er sagt, seine Frau sei verreist. Schließlich geht er in den Wald und ruft das Glasmännchen, da er ja noch einen letzten Wunsch frei hat. Er will sein Herz zurückhaben, doch der Schatzhauser kann ihm nicht helfen, verrät ihm aber einen Trick. Peter geht zum dritten Mal zum Holländer-Michel und behauptet, dieser habe ihn betrogen, er habe ihm nämlich gar kein Steinherz eingesetzt. Michel will ihm das beweisen und setzt ihm "zur Probe" das Herz nochmals ein. Daraufhin nimmt Peter ein Glaskreuz vom Glasmännchen und beginnt zu beten, woraufhin sich der Holländer-Michel in einen Regenwurm verwandelt. Peter rennt weinend zurück zum Glasmännchen. Er bereut sein verpfuschtes Leben, woraufhin ihm das Glasmännchen seine Mutter bringt und ihm seine Frau Lisbeth "zurückgibt". Es empfiehlt Peter, er solle fortan als Köhler fleißig arbeiten, dann würde er auch ohne viel Geld ein anerkannter Mann werden.
Nach einem Jahr bekommt Lisbeth ein Kind. Peter geht in den Wald um den Schatzhauser zu rufen, weil er ihn als Paten will, doch er erscheint nicht. Allerdings fallen ihm einige Tannenzapfen vor die Füße, die Peter als Andenken in die Hosentaschen steckt. Daheim findet die Mutter statt der Tannenzapfen lauter Geldrollen in den Taschen - das Patengeschenk für Peters und Lisbeths Sohn.

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